Chronik


 
Chronik
 
 
Aus der Geschichte der St. Sebastianus Schützen Herzogenrath-Afden
Die historischen Schützenbruderschaften sind nur so alt geworden und trotz aller Stürme am Leben geblieben, weil sie jeweils in ihrer Zeit voller Leben waren. Auch die historischen Schützenbruderschaften von heute haben eine Zukunft. Wenn sie das Vermächtnis Sebastianus in unserer Zeit verwirklichen, dann werden sie in der besten Bedeutung des Wortes, Geschichte machen
 
 
Die Gründung der Bruderschaft

Versetzen wir uns in das Jahr 1850. Josef Geuenich ist Pastor von St. Gertrud. Am 19. Juni 1850 erfolgte die Einführung der neuen Gemeindeordnung, und am 30. Juni 1850 wurden 12 Gemeinderäte gewählt, 7 für Herzogenrath und 5 für Afden. In diesem Jahr 1850 setzen sich am Sebastianustag Fabrikant Dunkel, der Landwirt Elbern aus Ritzerfeld und viele andere Persönlichkeiten der Stadt an einem Tisch und beschlossen, einen Schießverein zu gründen.
Das war die Geburtsstunde unserer Bruderschaft, die damals den Namen „St. Sebastianus Schützengilde Afden 1850" erhielt. Ein Jahr nach der Gründung wurde Mathias Elbern Schützenmeister, und in den Jahren 1852/53 wurde von der Herzogenrather Bevölkerung die erste Fahne gestiftet. Im Jahre 1873 wurde die Fahne angeschafft.
Sie überstand die Wirren zweier Weltkriege gut, war bis 1985 in Gebrauch und ist heute noch im Besitz der Bruderschaft.
Ganz Herzogenrath war auf den Beinen, so wird berichtet, wenn alljährlich die Schützen zum Königsvogelschuss aufzogen, allen voran der Schützenoberst Peter Nießen hoch zum Ross.
 
 
Langjährige verdiente Mitglieder

In der Schützengilde, heute Schützenbruderschaft, hat in der 150-jährigen Geschichte stets ein guter Geist geherrscht. Es hat in ihren Reihen zahlreiche Schützen gegeben, die meisten Jahre ihres Lebens Mitglied dieser Bruderschaft waren. Alten Herzogenrather werden Namen wie der Schmied Franz Altdorf, der über 60 Jahre Mitglied der Bruderschaft war, Leo Funken, Heinrich Reiß, Karl Dreschers, Anton Vondenhoff, Wilhelm Böhmen, Josef Dückers, Leo Sauren, Franz Reinartz, Cornel Hammel, Martin Wolff, Wilhelm Rosenbaum, Wilhelm Königs, Peter Dovermann und Erwin Kärger sicherlich bekannt sein. Sie sollen stellvertretend für die vielen ehemaligen, langjährigen, verdienten Schützen genannt sein.
 
 
Die Kriegsjahre

In Ersten Weltkrieg 1914/18 schmolz die Bruderschaft bis auf wenige Mitglieder zusammen, und das Schießen mit den Vorderlader wurde verboten. Das konnte natürlich nicht die Mitglieder vom Schießen abhalten, und man schoss mit Pfeil und Bogen. Als nach Kriegsende das Schießen mit dem Vorderlader erlaubt wurde, stieg die Mitgliederzahl wieder auf 35 an. Ein Freund und Gönner der Bruderschaft, der damalige Pfarrer von Afden, Pastor Dr. Thywissen, unterstützt die Schützen.
Schwere Zeiten brachen für die Schützen im Jahre 1933 an. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde die Bruderschaft arg dezimiert.
1943 fand das letzte Schießen, ein Freundschaftschießen, statt. Nach dem Zusammenbruch im Jahre 1945 ließen bald einige der bewährten Schützen die Bruderschaft wieder aufleben und sicherten damit ihren Fortsbestand. Franz Reinartz hatte die Fahne und das Königssilber gerettet. Leider war das Königsilber durch einen Granatentreffer schwer beschädigt; Königsvogel und Rückenschild sowie viele kostbare Plaketten waren vollständig zerstört. In mühseliger Arbeit konnte jedoch Willi Böhnen wieder einige der Schilder aufbereiten. Durch Fleiß und Eigeninitiative entwickelte die Bruderschaft bald wieder vielfältige Aktivitäten.
 
 
Protokoll aus dem Kassenbuch von 1948 (Urschrift)

Am13.6.1948 wurde dir erste Versammlung durch Leo Funken eingerufen; ob die Gesellschaft weiter bestehen kann oder nicht. Durch den Willen der 9 Mitglieder und ihres Schützenmeisters Karl Dreschers wurde beschlossen, den Verein weiter zu führen und für Kirmessonntag folgende Festlichkeiten beschlossen: morgens Kirchgang, Festzug durch die Stadt und Königsvogelschießen. Durch Versammlung vom 27.6.1948 konnten wir feststellen, dass wir in der Lage sind, die Kirmesfestlichkeiten durchzuführen.
Daher beschlossen wir am Sonntag, dem 27.6.1948 einen Monatsbeitrag. Da durch die neue Währung unsere Kasse leer ist, ist monatlich zu zahlen, somit ist das Weiterbestehen gesichert.
 
 
Ein wertvolles Dokument

Zu den wertvollsten Dokumenten, die die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft besitzt dürfte ein fast vergilbtes Kassenbuch gehören , das mit der Jahreszahl 1866 beginnt und im Jahre 1944 in der Wohnung des langjährigen Schützenbruders Josef Dückers, Wiesenstraße 1, aufgefunden wurde. Franz Reinartz verwahrte es über den Krieg hinweg. Dieses Kassenbuch ist eine Chronik für sich. Namen werden genannt wie Peter Nießen, Peter Piefer, Paul J. Mühlenberg, Mathias Josef Beeck, Josef Offermanns, Theo Küppers, Wolfgarten, Leo Funken, Leo Cordewiner und viele andere, die unvergessen und mit der Geschichte der Bruderschaft eng verbunden sind.
Die ersten Seiten aus den Buch sind zwar herausgerissen, aber das Dokument wird dadurch in seiner Gesamtheit nicht wertloser. In schöner deutscher Schrift halten die jeweiligen Kassierer alles das fest, was nachgewiesen werden musste. Interressant, dass über viele Jahre der Begriff „Armengeld" auftaucht, das an die Pfarrgemeinde St. Gertrudis abgeführt wurde. Es muss 1872 in Herzogenrath schon ein Trommler- und Pfeiferkorbs bestanden haben, denn es wird immer neben der Harmonie Cäcilia erwähnt. Einige Ausgaben aus damaliger Zeit: der Pastor bekam 3 Mark für eine Messe, der Küster 3,70 Mark, und eine Feuerversicherung kostete 2.60 Mark. Bei den Landpartien bei Nelis, Königs, Dovern, Niehsen, Reinartz, Krückels, Dreschers und Offermanns wurden im Jahre 1892 jeweils 1.10 und 3.30 Mark ausgegeben.
Während im Jahre 1923 mit Millionen gerechnet wurden, stellten die Schützen im Jahre 1924 ihre Kassen auf Gulden und Cents um. 1925 aber wurde wieder mir Mark und Pfennig gerechnet. Das Kassenbuch der St. Sebastianus Schützen ist eine Fundgrube für geschichtlich interessierte Bürger Herzogenraths.
Kein Wunder, das es durch Erwin Kärger wie ein Augapfel gehütet wurde. Heute befindet sich das Kassenbuch beim 1. Geschäftsführer Andreas Moorer.
 
 
100 Jahre St. Sebastianus Schützen Herzogenrath-Afden

Unter reger Teilnahme der Bevölkerung feierte die St. Sebastianus Schützenbruderschaft im Jahre 1950 ihr 100-jähriges Bestehen. Karl Dreschers war der damalige Schützenmeister. Er gab dieses Amt im Jahre 1954 an seinen Schwiegersohn Cornel Hammel ab. Unter seiner Regie nahm die Bruderschaft einen deutlich spürbaren Aufschwung. In allen Bevölkerungsschichten fand er Freunde und Gönner für die Bruderschaft. Es hat in den folgenden Jahren viele Große und bedeutende Ereignisse gegeben. Einige davon hatten herausragenden und zum Teil überregionale Charakter.
 
 
Bundeskönigsschießen

Am 4. September 1966 waren unsere „Afdener Schützen" die Ausrichter des Bundeskönigs- und Bundesprinzenschiessens. Es wurde ein großer sportlicher Erfolg für die Schützen unserer Stadt. Arthur Braun von den St. Martinus Schützen Kohlberg wurde Bundeskönig und Werner Beckers von den St. Sebastianus Schützen Aachen-Hörn wurde Bundesprinz.
 
 
 
125 Jahre St. Sebastianus Schützen Herzogenrath-Afden

Auch im Jahre 1975, als die Bruderschaft 125 Jahre alt wurde und dies mit einem großen Festprogramm feierte, wurde der Bundesprinz und der Bundeskönig auf der Anlage am Fuchsberg im Rahmen des Jubelfestes ermittelt.
Bundesprinz wurde Rolf Hamacher von der Bruderschaft St. Benno Hofstadt, und der Bundeskönigstitel ging an Jakob Kather von den St. Sebastianus Schützen aus Würselen Schweilbach.
Mit den schützen Manfred Hammel 1964, Toni Ortmanns 1967, Franz Willi Königs 1971, Josef Eckert 1973 und Thomas Kärger im Jahre 1998 stellte die Schützenbruderschaft bereits fünf mal den Bundesprinzen.
 
 
Der erste Kaiser

In allen Jahren wurde am ersten Sonntag im Juli der Königsvogelschuss durchgeführt, und bei vielen Schützen erfüllte sich der Traum, die Königswürde zu erringen.
Ein ganz besonderer Tag in der 150-jährigen Geschichte war der Kirmesmontag, Montag der 5 Juli 1982. Am voraufgegangenen Sonntag hatten die Schützen mit dem Königsvogelschuss begonnen. Doch vor Anbruch der Dunkelheit war es nicht gelungen, den Vogel von der Stange zu holen. Also wurde das Schießen am Montag fortgesetzt. Unter den Augen einer neutralen Beobachtergruppe gelang Wilhelm Rosenbaum an diesem Montagnachmittag nach 1980 und 1981 zum dritten Male in Folge der entscheidende Treffer. Wilhelm Rosenbaum wurde somit erster und bisher einziger Kaiser der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Herzogenrath-Afden.
Die neue Fahne
Da die alte Fahne aus dem Jahre 1873, die bis zum heutigen Tag eingeschweißt aufbewahrt wird, schadhaft geworden war, beschloss man, eine neue Fahne anzuschaffen. Durch tatkräftige Mithilfe des Festausschusses aus dem Jahre 1975 und durch Spenden der Bevölkerung konnte für 7000,-DM ein neues Symbolstück genäht und bestickt werden. Feierlich wurde diese Fahne am Samstag, dem 23. März 1985 in der Pfarrkirche St. Gertrud durch den Präses der Bruderschaft, Herrn Pastor P. Reuters, gesegnet.
 
 
Das Schützenhaus

Als eine der ersten Bruderschaft im Umkreis schufen unsere St. Sebastianus Schützen sich in Eigenleistung auf dem Schießstand ihr eigenes Zuhause, ihr Schützehaus. Er war Treffpunkt der Schützenfamilie bei vielen Gelegenheiten. Mehrmals, immer in Eigenleistung, wurden Verbesserungsarbeiten durchgeführt. Seine heutigem Form und jetzigen Glanz erhielt das Schützenhaus im Herbst 1990. Wieder waren es die Schützen selbst, die Hand angelegten und alle Arbeiten in Eigenleistung erledigten.
 
 
Rückkehr zu den Feuerwaffen

Seit 1971 haben sich die „Afdener Schützen" auch wieder der Feuerwaffe zugewandt, mit der sie ja vor 140 Jahren begannen. Mit Unterstützung des Kreises, der Stadt und des Tiefbauunternehemers K.H. Hermanns entstand ein Kleinkaliberstand, dessen Schießscharte sich Unmittelbar im Schützenhaus befindet. Hier haben mittlerweile viel Schießsportfreunde des Bezirks und des Dekanates ihr zielsicheres Auge überprüft bzw unter Beweis gestellt. Die Schießstände sind auf 25 Meter und auf 50 Meter lang. Diese Einrichtung wurde vor allem für die langen Wintermonate geschaffen, weil im Herbst die Saison mit Pfeil und Armbrust endet und erst zum jeweiligen Osterfest des nächsten Jahres wieder eröffnet wird. So dient die Anlage auch dazu, im Winter das gesellschaftliche Leben inerhalb der Bruderschaft zu fördern.
Auch im kirchlichen Raum stehen die Schützen ihren Mann. Zu Fronleichnam. Am „Weißen Sonntag", den Pfarrfesten und in der Adventzeit sind die Schützen dabei.
 
 
Zusammenfassung

Der Rückblick auf die 150-jährige Geschichte der Bruderschaft erhebt keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit. Das wäre in der Kürze der Zeit nicht möglich. Dennoch spürt man, dass diese Schützenbruderschaft zu allen Zeiten eine fest verschworene Gemeinschaft war, die wertvolle Arbeit geleistet und die Tradition für „Glaube, Sitte und Heimat" zu uns herübergetragen hat.
Auch in Zukunft wird die St. Sebastianus Schützenbruderschaft diese wertvolle Tradition fortsetzten und über die Grenzen der Stadt hinaus Geschichte machen.





 
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